Osteopathie vs. Physiotherapie?

Zu dieser Frage gibt es viele verschiedene Meinungen. Doch kann man sie wirklich eindeutig beantworten? Ist das Eine besser als das Andere?

Unzählige Male habe ich diese Frage schon von meinen Kunden gehört. Meine Antwort darauf ist: «Ich kann es ihnen nicht sagen.» Oder: «Wenn sie mir sagen, was Osteopathie ist, dann sage ich ihnen, ob ich gerade osteopathisch arbeite.» 

Wie so häufig im Leben, gibt es sehr radikale Ansichten darüber, was Osteopathie/Physiotherapie ist/sein sollte und was nicht. Auch in den jeweiligen Ausbildungen und Studiengängen wurde auf den Unterschied massiv hingewiesen und doch sind Gemeinsamkeiten nicht von der Hand zu weisen.

Bevor man also fragt, was denn jetzt besser ist, würde ich fragen: «Warum nicht das Beste aus zwei Welten nutzen?»

Beide Therapien haben ihre Vorteile. 

Ein grundlegender Unterschied der Physiotherapie ist definitiv die aktive Therapie. Und für mich geht es nicht ohne aktive Therapie. Den Körper adäquat belasten und somit eine Anpassungsreaktion des Gewebes hervorzurufen, ist bei vielen Krankheitsbildern wichtig. 

Ein Beispiel:
Eine Person mit Osteoporose (Knochenschwund) kann durch Belastung der Knochen mithilfe von Krafttraining eine Verdichtung des Knochenmaterials erreichen. Der Knochenschwund wird hierbei also durch eine Anpassung auf den Reiz Belastung behandelt. (Westcott, 2012)

Die Osteopathie hingegen geht in ihrer Philosophie von der ganzheitlichen Ansichtsweise des Körpers aus. Stark beeinflusst wird sie dabei von der medizinischen Strömung der «Bonesetter» Anfang des 19. Jahrhunderts. Deren höchstes Ziel war es alle Teile des Körpers richtig auszurichten. Daraus resultiert eine perfekte Gesundheit. (Weins, 2015) Dieses stark biomechanisch belastete Denkmodell hat die meisten Effekte vor allem auf neurologischer und psychologischer Ebene. So werden durch manuelle Behandlungen z.B. Stoffe im Körper freigesetzt, welche Entzündungsprozesse modulieren können (Injeyan et al., 2006), oder durch Wirbelsäulenmanipulationen Reflexbögen beeinflusst, die Schmerzen hemmen können (Sparks et al., 2013).

Bei ostejo wird deshalb die Intervention an dem jeweiligen Ziel des Patienten ausgerichtet. So können physiotherapeutische wie osteopathische Techniken in einer einzelnen Behandlung vorkommen. Die Auswahl wird dabei beeinflusst von: 

Literaturverzeichnis
Sparks C, Cleland JA, Elliott JM, Zagardo M, Liu WC. Using functional magnetic resonance imaging to determine if cerebral hemodynamic responses to pain change following thoracic spine thrust manipulation in healthy individuals. J. Orthop. Sports Phys. Ther. 2013;43(5):340–348.

Teodorczyk-Injeyan JA, Injeyan HS, Ruegg R. Spinal manipulative therapy reduces inflammatory cytokines but not substance p production in normal subjects. J. Manipulative Physiol. Ther. 2006;29(1):14–21.

Weins U. Einführung in die Osteopathie. IAO Skript. 2015.

Westcott WL. Resistance training is medicine: effects of strength training on health. Curr Sports Med Rep. 2012;11(4): 2009-2016.