Der Tennisellenbogen

Beim Tennisellenbogen, auch Epikondylitis lateralis genannt, handelt sich um einen schmerzhaften Reizzustand an der Aussenseite des Ellenbogens. Es betrifft den sehnigen Anteil der langen Handgelenksstreckmuskulatur, welche in diesem Bereich am Oberarm verankert ist.

Nicht nur Tennisspieler oder -spielerinnen können an einem Tennisellenbogen leiden. 40% aller Menschen leiden einmal im Leben an einem Tennisellenbogen. Die meisten zwischen 35 und 54 Jahren, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind.

Zustande kommt solch eine Reizung meist durch eine Überbelastung oder durch verstärkte Zug- und Schärkräfte an den Muskelansätzen. Zu den Überbelastungen zählen zum Beispiel repetitive Bewegungen im Ellenbogen und Handgelenk. Handwerkliche Arbeit wie Schrauben, Hämmern, Streichen, Arbeit am Computer oder Mobiltelefon, auf der Baustelle uvm.

Überbelastung ist jedoch kein Muss, ein Tennisellenbogen kann auch ohne bestimmten Auslöser auftreten. Ein ungesunder Lebensstil, Diabetes mellitus, orale Kortikosteroide (entzündungshemmende Tabletten) und ungünstige psychosoziale Einflüsse können sich bei der Entstehung eines Tennisellenbogens ebenso negativ auswirken.

Der Tennisellenbogen als solches ist nichts Schlimmes – aber bereitet Schmerzen.

Wichtig zu wissen, ein Tennisellenbogen ist an sich eine „gutartig Erkrankung“ und nichts Gefährliches in dem Sinne. Trotzdem kann es für die Betroffenen natürlich schmerzhaft und auch sehr lästig und einschränkend sein. 

Diagnostiziert wird ein Tennisellenbogen aufgrund des typischen Beschwerdebildes und anhand von manueller Untersuchung des Ellenbogens mit Druckprovokation an der Aussenseite, sowie Krafttestungen der betroffenen Muskulatur.

Bei Therapieresistenten oder extrem ausgeprägten Fällen eines Tennisellenbogens kann eine Bildgebung wie Röntgen, Ultraschall oder ein MRI zum Ausschluss von anderen Erkrankungen gemacht werden. In diesem Zusammenhang ist jedoch zu beachten, dass einige Studien belegen, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Befunden der bildgebenden Verfahren und den Symptomen gibt.

Da es sich beim Tennisellenbogen um eine Sehnenproblematik handelt, muss in den meisten Fällen mit einer etwas längeren Regenerationszeit gerechnet werden. Dies vor allem, weil Sehnen nicht so gut durchblutet sind wie beispielsweise das Muskelgewebe. 

Eine Heilung benötigt Belastung!

Anhand der aktuellen Wissenschaft wissen wir, dass die Sehnenregeneration eine progrediente Belastung braucht. Kräftigende Übungen in der Physiotherapie für die Handgelenksstreckmuskulatur haben sich dabei als wirksam erwiesen und zeigen laut Studien in Kombination mit einer mobilisierenden Therapie den besten Erfolg.

Hierbei ist jedoch Ihre Geduld gefragt, denn oft müssen die Übungen über 12 Wochen ausgeführt werden, damit sie den gewünschten Effekt bewirken. 

Ultraschall, Elektro-, Stosswellen-, Laser-  und Kryotherapie  zeigen sich in den Studien nicht viel wirksamer als eine Placebo-Wirkung und werden als alleinige Massnahmen nicht empfohlen. 

Auch ist sich die Wissenschaft über Orthesen/Bandagen nicht einig. Somit muss individuell abgeschätzt werden, ob es im Einzelfall sinnvoll ist. 

Einig sind sich wissenschaftlichen Untersuchungen in Bezug auf Kortisoninjektionen: davon wird klar abgeraten! Sie bringen langfristig kein Erfolg.

Nachfolgend finden Sie einige Übungsbeispiele, wie Sie bei einem Tennisellenbogen vorgehen können:

Handheber mit Ellenbogenbeugung
Handheber mit Ellenbogenstreckung
Handdrehen

Empfohlen wird mit 3 Serien à 15 Wiederholungen zu starten. Dies sollte jedoch auch an den Schmerz adaptiert sein. Das heisst:

Leichte Schmerzen (bis 3 auf einer Schmerzskala von 0 bis 10) dürfen während der Aktivität toleriert werden. Bei stärkeren Schmerzen ist Vorsicht geboten. Die Schmerzen müssen am Tag danach wieder auf das Ausgangsniveau zurückgegangen sein. Ist dies nicht der Fall, sollte eine Pause eingelegt werden oder die Übung angepasst. So können Sie die Übungen auch statisch beginnen, das heisst Sie halten die Position nur und bewegen nicht. 

Handheben ohne Bewegung

Im Verlauf der nächsten Wochen sollten Sie die Intensität (mehr Wiederholungen, Gewicht) langsam, aber stetig steigern können.

Insgesamt gilt: Die Therapie ist sehr individuell und bedarf Anpassungen an die aktuelle Situation. Eine stetige Verbesserung ist zwar wünschenswert, aber nicht realistisch. Es muss immer mit kleineren Rückschlägen im Heilungsverlauf gerechnet werden. Den Teil der Mobilisation übernehmen wir in der Physiotherapie bei ostejo gerne. Sollten Sie dazu weitere Fragen haben, so kontaktieren Sie uns.

Literaturverzeichnis

Lucado, Ann M., Joseph M. Day, Joshua I. Vincent, Joy C. MacDermid, Jane Fedorczyk, Ruby Grewal, und Robroy L. Martin. „Lateral Elbow Pain and Muscle Function Impairments: Clinical Practice Guidelines Linked to the International Classification of Functioning, Disability and Health from the Academy of Hand and Upper Extremity Physical Therapy and the Academy of Orthopaedic Physical Therapy of the American Physical Therapy Association“. Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy 52, Nr. 12 (Dezember 2022): CPG1–111. https://doi.org/10.2519/jospt.2022.0302.