Fuss vertrampt! Was ist zu tun?

Das Umknicktrauma oder in Fachsprache auch Sprunggelenksdistorsion oder Inversionsstrauma genannt ist eine häufige Verletzung. Etwa 40% der Verletzungen treten dabei beim Sport auf.

Häufig kommt es nach dem Umknicken zu einer Schwellung und Schmerzen im Bereich der Knöchel und man ist verunsichert, ob ein Arztbesuch notwendig ist oder ob sich das in einigen Tagen auch wieder von alleine legt.

Arzt ja oder nein?

Wann man zum Arzt sollte, ist eine Frage, die nicht ganz so einfach zu beantworten ist. Die Verletzungen, die beim Umknicken entstehen können, sind vielseitig. Es kann sein, dass Sie sich dabei den Fuss „nur“ leicht verstaucht haben oder es zu einer Verletzung der Bänder bzw. der Gelenkkapsel gekommen ist. Es kann jedoch auch ernster werden und zu einer Fraktur im Bereich des Knöchels gekommen sein. Oder aber es kommt zu keiner strukturellen Verletzung und Sie danach wie gewohnt wieder weitergehen, als wäre nichts gewesen.

Ist es jedoch etwas schlimmer und Sie sind sich unsicher, ob der Arzt notwendig ist, gibt fünf Tests aus den Ottawa Ankle Rules, welche Sie selbst durchführen können. Die Ottawa Ankle Rules wurden 1992 in Kanada entwickelt und zeigen sehr zuverlässig, ob es Hinweise auf eine Fraktur gibt und ob demensprechend ein Röntgenbild notwendig ist. 

Sollten Sie direkt nach dem Trauma keine vier Schritte gehen können oder an einem der unten folgenden Punkte (A-D) eine erhöhte Druckschmerzhaftigkeit verspüren sollten Sie einen Arzt aufsuchen. 

  • A: Die untersten 6 cm der Hinterkante des Wadenbeins (Aussenknöchel)
  • B: Die untersten 6 cm der Hinterkante des Schienbeins (Innenknöchel)
  • C: Die Basis des 5. Mittelfussknochens
  • D: Das Kahnbein (Os Naviculare)

Zusätzlich zu diesen Anzeichen sollten Sie dann einen Arzt aufsuchen, wenn Sie massive Schmerzen haben, eine massive Schwellung, ein Kälte- oder Taubheitsgefühl im Fuss verspüren oder das Bein nicht belasten können.

Wenn die Ottawa Anzeichen negativ sind, liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit keine Fraktur vor. Dennoch ist nach einer Fussgelenksdistorsion möglicherweise ihr Gewebe (Sehne, Bänder, Muskeln) verletzt und braucht etwas Zeit, um zu heilen. Wie Sie die Regeneration aktiv und passiv unterstützen können, möchten wir Ihnen hier erläutern.

Wir halten uns hierbei an die Empfehlungen aus wissenschaftlichen Studien, welche sich einig sind, dass eine frühfunktionelle Nachbehandlung richtig ist.

Nach dem Trauma wird Ihr Fuss wahrscheinlich schmerzhaft, eventuell auch gerötet, erwärmt und aufgeschwollen sein. Weiter bemerken Sie eine Funktionseinbusse, die Bewegungen gehen nicht ganz so gut wie sie das gewohnt sind. Sie können vielleicht beim Laufen nicht Abrollen oder auch das Anspannen der Muskulatur ist schmerzhaft bzw. erschwert. Das alles sind Anzeichen, dass Sie sich in der ersten Phase der Wundheilung befinden. Diese Phase ist wichtig für den Heilungsverlauf und sollte auch nach einem Distorsiontrauma am Fuss ernst genommen werden.

Für diese erste Phase haben wir folgende Empfehlungen für Sie:

Das Ziel für die ersten Tage nach der Verletzung ist es, das Gewebe zu schützen, Schmerz und Schwellung zu reduzieren und ein erneutes Umknicken zu verhindern. Wenn Sie unseren Beitrag zu Peace and Love bei Gewebeverletzungen gelesen haben, werden Sie gleich bemerken, dass wir uns hier in der ersten Phase nach der Verletzung an die Schritte des „Peace“ halten.

  • Lagern Sie den Fuss hoch, höher als Ihr Herz. Das hilft dem Rückfluss der Flüssigkeit, die im Gewebe durch die Verletzung entstanden ist. Ist die Schwellung stark, kann ein Kompressionstrumpf getragen werden. Dies hilft die Schwellung oder ein allenfalls entstandenes Ödem zu reduzieren. 
  • Das heisst aber nicht, dass Sie den ganzen Tag nur im Bett liegen bleiben müssen. Bewegung hilft den Stoffwechsel und die Durchblutung aktiv zu halten. Versuchen Sie oft die Zehen zu bewegen (krallen – spreizen) und mit dem Fuss kleine und schmerzfreie Bewegungen zu machen. Auch kurze Strecken Laufen ist erlaubt, wenn es schmerzfrei möglich ist. Tragen Sie dazu anfangs eine Bandage, um ein erneutes Umknicken zu verhindern. Eine komplette Ruhigstellung sollte nur erfolgen, wenn der Schmerz oder die Schwellung zu gross ist. Und auch dann sollte dies möglichst kurz passieren.
  • Entzündungshemmende Schmerzmittel sollten nur eingenommen werden, wenn es vom Schmerz her wirklich notwendig ist. Sie können den natürlichen Heilungsverlauf stören und verzögern, was natürlich nicht erwünscht ist. Leichte Schmerzen (2-3 auf einer Skala von 0-10) sind in der akuten Phase völlig normal und zu erwarten. 

Kühlen und Eis auflegen ist eine weitverbreitete Massnahmen nach einem Distorsionstrauma. Die wissenschaftlichen Arbeiten dazu zeigen jedoch keine oder nur eine geringe Wirkung. Kühlen direkt nach dem Trauma mag sich möglicherweise schmerzlindernd wirken.

Nach etwa einer Woche ist die akute Phase überstanden und die aktiven Massnahmen im Heilungsverlauf werden wichtiger. Schmerz und die Schwellung werden sich bis dahin bereits etwas reduziert haben und auch das Bewegen sollte schon besser möglich sein. 

Die frühfunktionelle Nachbehandlung in der Physiotherapie ist wichtig, damit Ihr Fuss wieder an Kraft und Stabilität gewinnt. Es ist wichtig, dass sie den Fuss wieder zunehmend belasten, damit Ihr Gewebe sich wiederaufbauen und anpassen kann. Selbstverständlich soll anfänglich auch nicht übertrieben werden. Starten Sie langsam und steigern Sie „step by step“. 

Für die zweite Phase nach einem Umknicktrauma haben wir folgende Empfehlungen: 

Die wissenschaftlichen Arbeiten zeigen uns, dass ein propriozeptives Training nach einem Distorsionstrauma die Rezidivrate deutlich reduziert. Der Einbeinstand auf einer Matte ist hierfür eine geeignete Startübung. 

Geht dies schon gut – Sie können ohne Probleme 20-30 Sekunden stehen – kann auf einer instabileren Unterlage (Balance Board, Luftkissen) geübt werden.

Weitere Übungen die wir in der Therapie empfehlen:

Balance mit Tuch wischen

Side Steps

Side Lunges

Oft sehen wir nach einem Umknicktrauma, dass das Sprunggelenk eine leichte Bewegungseinschränkung aufweist. Meistens ist das Anheben des Fussrückens/die Beugung des Fusses eingeschränkt. Auch hierfür können Sie etwas tun:

Nebst dem propriozeptiven Training und der Übung zur Bewegungserweiterung sollte auch die Fuss und Hüft-/Beinmuskulatur wieder beansprucht und gekräftigt werden. Calf raises, Squats Lunges, Abduktion der Hüfte und Clam shell sind hierfür geeignete Übungen. 

Nebst den oben genannten Übungen empfiehlt es sich aber auch Aktivitäten wie beispielsweise Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking auszuüben. Mit diesen Ausdaueraktivitäten halten sie den Stoffwechsel im Gang und sorgen für eine gute Durchblutung im Gewebe. 

Wichtig zu erwähnen ist, dass Sie in dieser Phase Schmerz bei den Übungen/Aktivitäten vermeiden, damit Ihr Gewebe sich optimal reparieren kann und nicht wieder verletzt wird.

Wer nach einem Umknicktrauma zurück zum Sport kehren möchte, sollte sich darauf speziell vorbereiten und das Training den jeweiligen Anforderungen des Sportes individuell ausrichten. 

Bei Feldsportarten wie Fussball, Handball, Volleyball, Basketball oder auch beim Trail Running kommt es besonders häufig zu Umknicktraumata. Hier kann individuell auch abgewogen werden, ob anfänglich bei der Rückkehr zum Sport prophylaktisch eine Bandage getragen werden sollte.

Ohne auf eine bestimmte Sportart spezifisch einzugehen haben wir Ihnen auch für die letzte Phase „return to sport“ ein paar dynamische Übungsvorschläge:

Dynamische Lunges

Squat-Sprünge

Wie so oft gilt: Prävention ist Trumpf. Um die Wahrscheinlichkeit eines Umknicktraumas von Beginn an zu reduzieren, ist ein kleines Präventionsprogramm sinnvoll. Dabei sollten sensomotorische Übungen (z.B. Balance mit Tuch) mit Kraftübungen (z.B. Calf raises) und explosiven Übungen (div. Sprünge) gepaart werden.  

Sollten Sie zum Umknicktrauma bzw. dessen Heilungsverlauf noch weitere Fragen haben, so kontaktieren Sie uns bitte.

Literaturverzeichnis

Lucado, Ann M., Joseph M. Day, Joshua I. Vincent, Joy C. MacDermid, Jane Fedorczyk, Ruby Grewal, und Robroy L. Martin. „Lateral Elbow Pain and Muscle Function Impairments: Clinical Practice Guidelines Linked to the International Classification of Functioning, Disability and Health from the Academy of Hand and Upper Extremity Physical Therapy and the Academy of Orthopaedic Physical Therapy of the American Physical Therapy Association“. Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy 52, Nr. 12 (Dezember 2022): CPG1–111. https://doi.org/10.2519/jospt.2022.0302.